SN.AT / Panorama / Wissen / Meine Gesundheit

Fragen und Antworten: Wie ernähre ich mich gesund?

Ist Rohkost am Abend ungesund? Welche Diäten sind sinnvoll und: Verschwinden Nahrungsmittelallergien irgendwann wieder? Diese und mehr Fragen beantwortete Karin Spiesz, leitende Diätologin am Uniklinikum Salzburg, in einer Live-Fragesendung am Dienstagabend im SN-Saal. Hier gibt es das Video zum Nachsehen.

"Du bist, was du isst", heißt es. Was wir essen, macht letzten Endes aus, wer wir sind und wie wir uns fühlen. Karin Spiesz ist leitende Diätologin am Uniklinikum Salzburg und stellte sich in einer Livesendung den Fragen der SN-Leserinnen und -Leser.

1. Viele schwören auf eine mediterrane Ernährung. Wie gesund ist das?

Die mediterrane Ernährung ist sehr gesund, weil sie bunt und abwechslungsreich ist. Es sollte immer ausreichend Gemüse auf dem Speiseplan stehen, aber auch Salate und Obst. Es haben auch tierische Lebensmittel ihre Berechtigung - Fisch, Milchprodukte und Fleisch sind wichtig für eine hochwertige Eiweißzufuhr. Dabei sollte man auf gute Qualität achten und nur sehr wenig verarbeitete tierische Produkte essen.

2. Sollte man am Abend auf Rohkost verzichten?

Um das Thema Ernährung ranken sich viele Mythen. Wenn man gesund ist, spricht nichts gegen Rohkost am Abend. Hat man zum Beispiel Verdauungsprobleme, ist es ratsam, gedünstete Nahrungsmittel zu sich zu nehmen. Generell sollte man aber den Zeitabstand zum Schlafen berücksichtigen: Zwischen der letzten Mahlzeit des Tages und dem Zubettgehen sollten etwa zwei bis drei Stunden liegen.

3. Worauf sollte man beim Verzehr von Brot achten?

Brot benötigt Zeit und eine lange Teigführung, um bekömmlich zu sein. Ist das der Fall, ist es meist sehr gut verträglich. Aufbackteiglinge enthalten oft viele Zusätze, welche die Backwaren schneller aufgehen lassen und eine Belastung für unseren Verdauungstrakt darstellen.

4. Sollte man Fruchtzucker Haushaltszucker vorziehen?

Früher hat man Diabetikern nahegelegt, Fruchtzucker als Alternative zum Haushaltszucker zu verwenden, das wird heute nicht mehr empfohlen. Fruchtzucker wird in der Leber verstoffwechselt. Wenn man zu viel davon isst, kann eine nicht-alkoholische Fettleber entstehen. Man sollte den Zuckerkonsum generell überdenken und reduzieren. Ich würde raten, beim Einkauf hin und wieder auf die Zutatenliste zu schauen. Ich staune oft nicht schlecht darüber, wo überall Zucker enthalten ist.

5. Fehlt Kindern etwas, wenn sie sich vegan ernähren?

Eine rein vegane Ernährung wird im Kindesalter nicht empfohlen, zumindest nicht bis zum dritten Lebensjahr. Wenn, dann sollte das unter ärztlicher Kontrolle erfolgen. Denn Kinder sind noch im Wachstum und bei der veganen Ernährung fehlen oft Eisen, B-Vitamine und Kalzium. Diese Stoffe müssen substituiert werden.

6. Verschwinden Nahrungsmittelallergien im Lauf der Zeit manchmal wieder?

Wenn Kleinkinder auf Kuhmilch oder Hühnereier allergisch sind, wächst sich das bis zu 80 Prozent nach rund zwei Jahren wieder aus. Bei Allergien gegen Nüsse ist das anders, diese bleiben meist bestehen. Bei der Erdnussallergie ist ab heuer eine Immuntherapie zugelassen, die in speziellen Situationen vom 4. bis zum 17. Lebensjahr angewendet werden kann. Dadurch wird die Toleranzschwelle angehoben und es können schwere allergische Reaktionen auf kleine Mengen von Erdnüssen verhindert werden.

7. Ist gluten- oder laktosefrei generell gesünder?

Nein, auf keinen Fall. Nahrungsmittelunverträglichkeiten sollte man immer zuerst abklären lassen. Es ist zu einem Hype geworden, sich glutenfrei zu ernähren. Aber nur, weil Produkte frei von irgendwelchen Bestandteilen sind, sind sie nicht gesünder. Das ist ein Trugschluss.

8. Welche Ernährung empfehlen Sie nach einer überstandenen Coronaerkrankung?

Wenn man lange Zeit nach einer Covid-19-Erkrankung müde und abgeschlagen ist, sollte man besonders auf eine abwechslungsreiche Ernährung mit frischen Produkten achten. Es ist ratsam, öfter am Tag kleinere Mengen zu sich zu nehmen, um den Körper regelmäßig mit Energie zu versorgen.

9. Welche Diäten sind aus Ihrer Sicht sinnvoll?

Man sollte sich von einseitigen Diäten fernhalten. Allzu oft fällt man danach in alte Gewohnheiten zurück. Wichtig ist Essen mit Maß und Ziel und man sollte versuchen, dauerhaft eine gesunde Lebensführung zu erreichen. Es spricht aber auch nichts dagegen, in der Fastenzeit Fleisch oder Alkohol zu reduzieren. Eine gute Seite des Fastens ist nämlich, dass wir wieder Genuss kennenlernen. Ernährung ist ja nicht nur Energiezufuhr, sondern Essen soll auch Freude bereiten. Das geht in unserer Überflussgesellschaft ein wenig verloren.

10. Um wie viel muss ich meine Kalorienmenge im Alter reduzieren, um nicht zuzunehmen?

Im Alter nimmt der Grundumsatz ab. Das beginnt bereits etwa ab dem 40. Lebensjahr. Dann heißt es: sich entweder mehr bewegen oder die Nährstoffzufuhr reduzieren. Ob das 200 oder 500 Kalorien sind, hängt von verschiedenen Faktoren wie zum Beispiel Größe, Gewicht und Geschlecht ab.

11. Sollten sich Frauen anders ernähren als Männer?

Ich würde da nicht zwischen Männern und Frauen unterscheiden, sondern Ernährung ist etwas höchst Individuelles. Es ist mittlerweile ein Trend geworden, sich gen-basiert zu ernähren, weitere Forschung ist aber noch nötig. Es gibt Hinweise, dass manche Personen zum Beispiel eher dem Kohlenhydrattyp entsprechen und deshalb mehr Getreide und Brot essen können. Andere wiederum sind Fleisch- und Eiweißtiger. Welche Ernährung für einen gut ist, hängt auch von Umweltfaktoren wie etwa dem Arbeitsplatz ab. Jemand, der täglich im Büro sitzt, hat weniger Grundumsatz als eine Person, die auf dem Bau arbeitet.

12. Welche Ernährung ist also für den Körper am gesündesten?

Ernährung ist mehr als das, was wir essen. Sie ist eine von drei Säulen für eine gesunde Lebensführung - genauso wichtig sind Bewegung und psychische Gesundheit. Was unser Körper braucht, ist sehr individuell. Eine ausgewogene, bunte, vielfältige Ernährung ist für alle ratsam.

Diätologin Karin Spiesz.
Diätologin Karin Spiesz.

KOMMENTARE (0)