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Bierpartei kandidiert bei NR-Wahl: Phrasen sind zu wenig - man möchte mehr von Dominik Wlazny wissen

Das Antreten der Bierpartei bei der Nationalratswahl ändert die politische Ausgangslage ganz gewaltig.

Andreas Koller
„Ja, die Bierpartei wird bei der kommenden Nationalratswahl antreten“, sagt deren Chef Dominik Wlazny.
„Ja, die Bierpartei wird bei der kommenden Nationalratswahl antreten“, sagt deren Chef Dominik Wlazny.

Seit Dominik Wlaznys Kürzest-Pressekonferenz Dienstag um Schlag zehn Uhr sind die innenpolitischen Karten neu gemischt. Zwar hatte der Chef der Bierpartei bei seinem Auftritt wenig mehr zu bieten als die üblichen Phrasen über den beklagenswerten Zustand der Politik. Doch seine Ankündigung, fix bei der kommenden Nationalratswahl anzutreten, ändert die Ausgangslage für diesen Urnengang doch ganz ordentlich.

Laut einer dem jüngsten "Profil" zu entnehmenden Umfrage kann Wlaznys Partei bei der herbstlichen Wahl mit sieben Prozent rechnen - das ist nur ein Hauch weniger, als für die Neos und die Grünen erwartet wird. Der KPÖ werden vier Prozent attestiert. Das macht diese Parteien noch nicht zu wirklichen Machtfaktoren, und die Umfragen von heute sind die Zeitungsenten von morgen. Aber dennoch: Die paar Prozent, die Bierpartei und KPÖ erringen werden, können den größeren Parteien bei der Mehrheitsfindung und Regierungsbildung fehlen - oder aber ihnen zugutekommen.

Wobei die These, dass die links der Mitte domizilierenden Protestparteien vor allem der SPÖ und den Grünen Stimmen wegnehmen werden, deutlich zu kurz greift. Wie man in Salzburg und Innsbruck sah, kennen Populismus und Politikverdruss keine Ideologie: In Salzburg schnitt die FPÖ schlecht ab, weil die KPÖ die Stimmen vieler Unzufriedenen aufsammelte. In Innsbruck wiederum verteilten sich die Proteststimmen auf etliche bunte Listen, auch hier sah die FPÖ durch die Finger. Ähnliche Phänomene könnten sich im Herbst auf Bundesebene zutragen. Nicht nur Andreas Babler, auch Herbert Kickl wird den Auftritt Wlaznys interessiert verfolgt haben.

Irgendwann, und zwar lange vor dem Wahltag, wird für Dominik Wlazny freilich die Stunde der Wahrheit schlagen. Die Taktik des studierten Mediziners, Pressekonferenzen auf fünf phrasenreiche Minuten zu beschränken und dann, ohne Fragen zu beantworten, den Saal zu verlassen, ist selbst für unsere inhaltsarmen Zeiten zu inhaltsarm. Irgendwann wird Dominik Wlazny Farbe bekennen müssen. Man möchte mehr von dem Mann wissen, außer dass er sympathisch ist und gut rüberkommt. Man möchte mehr von seinem Programm wissen, außer dass er die derzeitige Politik nicht so toll findet. Aber das kann ja noch werden.