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Lasst uns sein ein Volk von Bettflüchtern

Andreas Koller

Er habe "Respekt für Menschen, die jeden Tag aufstehen und Leistung bringen", sprach SPÖ-Chef Andreas Babler bei der Maifeier seiner Partei. Eine no-na-Aussage? Wie man's nimmt. Als nämlich Bundeskanzler Karl Nehammer jüngst das Loblied jener sang, "die in der Früh aufstehen und zur Arbeit gehen", wurde ihm dies vielfach als eiskalte neoliberale Zumutung ausgelegt. Denn Nehammer wollte seine Wortmeldung als Kritik an Zeitgenossen verstanden wissen, die es sich seiner Ansicht nach mittels Arbeitsverweigerung im Sozialstaat allzu bequem machen. Bablers Ehrenerklärung hingegen galt den braven berufstätigen Steuerzahlern, und zwar im Gegensatz zu den bösen Millionären, die es zu besteuern gelte. Man sieht: Es kommt auf den Zusammenhang an. Bemerkenswert ist der Umstand, dass Österreichs Politiker das Frühaufstehen für die edelste aller Tugenden halten - lange vor Kreativität, Originalität und Erfindergist, die nur selten Eingang in Sonntagsreden finden. Nun denn: Lasst uns sein ein Volk von Bettflüchtern, die dank der von der SPÖ angestrebten 32-Stunden-Woche dann viel Freizeit am Nachmittag haben.

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