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Personalmangel: Spital fliegt nun Pflegekräfte aus Indien ein

Die Barmherzigen Brüder setzen auf eine Ausbildungskooperation. Im Herbst sollen die ersten Pflegerinnen und Pfleger aus Indien in Salzburg eintreffen. Um neues Personal zu gewinnen, wirbt man auch mit dem guten Arbeitsklima im Haus.

Das Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in der Salzburger Altstadt. In der Vorwoche wurde über die Ergebnisse einer Mitarbeiterumfrage informiert und dabei auch gleich das Projekt in Indien thematisiert.
Das Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in der Salzburger Altstadt. In der Vorwoche wurde über die Ergebnisse einer Mitarbeiterumfrage informiert und dabei auch gleich das Projekt in Indien thematisiert.

Während das Unfallkrankenhaus Salzburg derzeit nach schwerwiegenden Vorwürfen gegen einen Primar zu kämpfen hat und in der Außenwirkung alles andere als gut dasteht, sieht die Lage in einem Spital 400 Meter weiter ganz anders aus. Das Krankenhaus der Barmherzigen Brüder am Kajetanerplatz in der Salzburger Altstadt hat seinen Mitarbeitern vergangene Woche die Mitarbeiterumfrage präsentiert. Alle drei Jahre wertet eine externe Firma die Fragebögen aus.

"Sensationell gute Führungskräftebewertung"

Waren die Werte 2021 schon gut, sind sie jetzt noch einmal besser geworden. 80 Prozent der 534 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben an der Umfrage zwischen 21. Februar und 15. März teilgenommen. Der Durchschnitt der Antworten liegt bei 1,8, wobei die Skala bis 6 ging. Bei der Gesamtzufriedenheit kommt ein Wert von 1,6 heraus. Demnach geben 87 Prozent der Befragten an, dass sie (voll) zufrieden sind. Auch bei der Bewertung der Führungskräfte kam eine 1,7 heraus. Laut Auswertung der beauftragten Firma eine "sensationell gute Führungskräftebewertung".

Denn man komme nicht wegen einer Führungskraft, sondern man gehe wegen einer Führungskraft, hieß es bei der Präsentation. Einziges Handlungsfeld, wo die Zufriedenheit nicht vollends gegeben ist laut Umfrage, ist das Gehalt. 2,6 ist hier der Antwortdurchschnitt.

Mit Personalmangel haben auch die Barmherzigen Brüder zu kämpfen

Der Gesamtleiter des Hauses, Arno Buchacher, zeigte sich überwältigt vom Ergebnis insgesamt. Er sagte zu den Mitarbeitern: "Ihr wisst, welche Herausforderungen wir alle hatten. Ich bin wirklich extrem dankbar. Ein Punkt, der mich besonders freut, ist, dass das Arbeitsklima so gut bewertet worden ist und Sie mit den Führungskräften so zufrieden sind. Das sind alles wichtige Themen, weil wir alle im Gesundheitswesen auf der Suche nach Mitarbeitern sind. Und das Arbeitsklima wird entscheidend sein, um neue Mitarbeiter zu finden."

Denn mit Personalmangel haben auch die "Brüder" zu kämpfen. 30 Betten sind derzeit im Spital gesperrt, weil mehr als 20 Pflegekräfte fehlen. Zum Teil wurde versucht, die Pflege mit Leasingkräften zu ergänzen. Doch die Lücken lassen sich nicht überall schließen. Mit den Maßnahmen der Pflegeplattform II des Landes gab es auch Geld für einen zweiten Nachtdienst auf den Stationen. Pflegedirektorin Margareta Bruckner sagte, man habe in vielen Stationen einen zweiten Nachtdienst installiert, "aber von Montag bis Sonntag ist das noch nicht an jeder Station möglich".

Ausbildungskooperation mit indischer Region

Die Barmherzigen Brüder, die österreichweit und in Bayern Spitäler führen, haben sich deshalb zu einer Ausbildungskooperation mit der Region Kerala in Indien entschlossen. "Wir brauchen mehr Hände, die in die Pflege gehen", sagt Bruckner. In der indischen Region gebe es eine Fachhochschule bzw. Uni, die vom Orden der Barmherzigen Brüder betrieben werde. Im Jänner 2023 sei die Ausbildungskooperation mit der Don Bosco Global Education gestartet worden, im Sommer 2024 würden die ersten Pflegekräfte aus Indien dann in Österreich ankommen und in Wien und Eisenstadt eingesetzt werden.

Sieben Pflegekräfte sollen nach Salzburg kommen - bürokratische Hürden

Für Salzburg ist die Ankunft von voraussichtlich sieben Pflegekräften im Herbst geplant - sechs Pflegerinnen und ein Pfleger. Die Deutschprüfung hätten die Leute allesamt bestanden, auch die Ausbildung sei mit jener in Österreich vergleichbar. Die Pflegedirektorin berichtete aber von enormen bürokratischen Hürden, die Österreich aufstelle. "Der Papierkram ist extrem. Jede Stelle prüft wieder dieselben Papiere, alle müssen im Original vorliegen. Es ist wirklich ein schwieriger Prozess, der es Menschen nicht einfach macht. Der Amtsschimmel wiehert da ordentlich." Die Prüfung der Qualifikation dauere mehrere Monate. Bei den Barmherzigen Brüdern in Salzburg laufen unterdessen die Vorbereitungen für die Ankunft des neuen Personals. So wird ein Integrationsteam gebildet. Die Inderinnen und Inder würden als Pflegefachassistenten starten und in den ersten beiden Monaten fit für den Spitalsbetrieb gemacht. Auch in Sachen Unterkunft wird vorgesorgt. Man habe ein Objekt in Aussicht, wo sie in einer Wohngemeinschaft in Salzburg wohnen könnten.

Eklatanter Platzmangel: Verwaltungseinheiten müssen absiedeln

Unterdessen platzt das Spitalsgebäude langsam aus allen Nähten, sodass die Verwaltungseinheiten nächstes Jahr absiedeln müssen, um Platz für die Patienten zu gewinnen. "Wir haben an dem Standort keine zusätzlichen Flächen mehr. Es gibt eklatanten Platzmangel", sagt Buchacher. In unmittelbarer Nähe - in der Kaigasse und beim neuen Borromäum - werden nun rund 630 Quadratmeter angemietet für IT, Haustechnik, Controlling, Personalabteilung, Qualitätsmanagement und Verwaltungsdirektion. "Es gibt keine Alternative, als diesen Schritt jetzt zu setzen, weil es sich hinten und vorn nicht mehr ausgeht. 2010 waren wir um 150 Mitarbeiter im Haus weniger", sagt Buchacher. Die Teilzeitquote sei heute eine ganz andere. Und auch der Flächenbedarf sei durch kürzere Aufenthalte der Patienten gestiegen. Das Spital müsse Vorbereitungen treffen, denn in einigen Jahren werde man Teile sanieren oder neu bauen müssen.

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