SN.AT / Salzburg / Kultur / Salzburg

Über der Arenbergstraße räkelt sich eine Badende

Gartenplastik, 1928, von Hans Pontiller.
Gartenplastik, 1928, von Hans Pontiller.

Alle bejubeln Fischer von Erlach und Wolfgang Amadé Mozart. Aber wer kennt Hans Pontiller? Ohne ein Schaffen wie jenes dieses Tiroler Bildhauers wäre das Stadtbild Salzburgs um einige Details ärmer. Er war in einer Zeit - vor allem in den 1920er Jahren - hier tätig, aus der Weniges erhalten ist.

Unlängst haben Nachfahren mit idealistischer Akribie eine Monografie herausgebracht, darin sind auch Salzburger Werke hervorgehoben; der Kunsthistoriker Nikolaus Schaffer hat sogar manches Verlorene, wie Skulpturen auf der 1927/28 erbauten Gnigler Volksschule zuordnen können, obwohl die 2018 abgerissen worden ist.

Viele Menschen passieren sogar täglich ein Werk Hans Pontillers: An der Rainerstraße, über der Eingangsfassade, wachen zwei männliche Akte über das Kiesel-Gebäude; an der Elisabethstraße sind vier Erkerreliefs restauriert, das einstigen Verlagshauses aus 1926/27 steht ja unter Denkmalschutz.

Tausende Besucher der Salzburger Festspiele flanieren jeden Sommer an Figuren von Trauer, Zorn, Schmerz und Mutterliebe vorbei. Diese bildhauerische Pendants des Rollenspiels wurden 1926 für das erste Festspielhaus angefertigt und sind nun auf der Empore über dem Karl-Böhm-Saal. Hans Pontiller war wie Anton Faistauer und Jakob Adlhart im Kreis der Gestalter von Kunst am Bau des Architekten Clemens Holzmeister.

Dass Hans Pontiller nicht nur für das Kiesel-Gebäude mit Wunibald Deiniger zusammengearbeitet hat, bezeugt die Gartenplastik der badenden Frau, die erspähen kann, wer an der Deininger-Villa an der Arenbergstraße vorbeispaziert

Generationen von Schülern des Borromäums werden sich an die weißen Holzskulpturen von Petrus Canisius und Clemens Maria Hofbauer in Nischen am Hochaltar der Hauskirche erinnern - auch die hat Hans Pontiller 1928 geschaffen.

Bis nach Zell am See und Bad Gastein - Nikolaus Schaffer erwähnt etwa die Gruftkapelle der Familie Straubinger im Friedhof von Bad Bruck - hat Hans Pontillers Wirken für Salzburg gereicht. Noch viel größer ist sein Œuvre freilich in Tirol.

Lang wurden Hans Pontillers Werke als altmodisch abgetan. Mit frischem Blick erkennt man, wie er Stile früherer Epochen aufgegriffen, doch eigenwillige Formen gefunden und Moderne gewagt hat. Wenigstens jetzt setzt seine Würdigung ein.

KOMMENTARE (0)