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AMS-Chef hat ein Lied geschrieben: "Boomer"-Arbeitgeber versus "faule" Jugend

Johannes Kopf ist schon länger als DJ aktiv. Am 1. Mai erscheint jetzt sein erstes eigenes Lied. Es behandelt den Konflikt zwischen den älteren Arbeitgebern und den Jungen, die lieber ein Sabbatical statt Dienstauto haben wollen. Im Refrain zu hören: Der Aufregersatz "Wer schafft die Arbeit?" von Ex-Arbeits- und Sozialministerin Beate Hartinger-Klein.

Johannes Kopf aka Labour MC.
Johannes Kopf aka Labour MC.
„Mehr vom Leben“ heißt der Song über die Arbeit von Johannes Kopf. Im Bild: Jasmin Stahl sprayt das Songcover am Wiener Donaukanal.
„Mehr vom Leben“ heißt der Song über die Arbeit von Johannes Kopf. Im Bild: Jasmin Stahl sprayt das Songcover am Wiener Donaukanal.

Es war im Februar 2019, als die damalige FPÖ-Sozialministerin Beate Hartinger-Klein in der Nationalratssitzung einen unvergesslichen Auftritt hinlegte. In der Debatte um den "persönlichen Feiertag" schmetterte sie mit gereizter Stimme in den Plenarsaal: "Wer schafft die Arbeit? Wer schafft die Arbeit? Wer schafft die Arbeit? Na sorry, die Wirtschaft schafft die Arbeit. Bitte merkt's euch das einmal." Der entnervte Ausrutscher löste eine Welle an Kritik und Spott aus.

Mit 1. Mai geht Hartingers "Wer schafft die Arbeit?"-Sager wieder viral - im Refrain eines neuen Songs über die Arbeit. Das deutschsprachige Tanzlied mit dem Titel "Mehr vom Leben!" stammt aus der Feder von AMS-Chef Johannes Kopf und ist auf den bekannten Musikplattformen wie Spotify online.

Inhaltlich geht es um den aktuellen Konflikt zwischen den "Boomer"-Arbeitgebern und der "faulen" Jugend, was deren Einstellung zur Arbeit angeht. In der ersten Strophe beklagt sich ein älterer Manager über die Jugend, in der zweiten und dritten Strophe und im Refrain antworten eine junge Frau und ein junger Mann. Dazwischen ruft die ehemalige Arbeits- und Sozialministerin ihren berühmt gewordenen Satz. "Der steht für sich und hat einfach gut gepasst", erklärt der AMS-Chef und betont, natürlich habe er Hartinger-Klein - "sie war ja meine frühere Chefin" - gefragt, sie habe gleich Ja gesagt.

"Die schlecht Ausgebildeten können nicht wählen"

Seit seiner Studentenzeit ist Johannes Kopf (neben Hobbyfotograf) als DJ aktiv, heute nennt er sich passenderweise "Labour MC". "Ich lege nur gemeinnützig oder privat auf", betont der 50-Jährige, Gagen gingen an soziale Einrichtungen. Im Vorjahr habe er mit einer professionellen Ausbildung begonnen, dabei sei der Wunsch nach einem eigenen Song gereift.

Das Thema sei rasch festgestanden, "der Konflikt zwischen den Generationen beschäftigt mich ja beruflich", sagt Kopf, der selbst drei Söhne hat. Dabei stünden auf der einen Seite die eher klassischen Arbeitgeber wie Industriekapitäne und Geschäftsführer. Auf der anderen befinde sich nicht die Jugend, sondern die gut qualifizierte, die wählen könne, zu welchen Bedingungen sie einen Job annimmt oder nicht - "der schlecht Ausgebildete kann das nicht", erklärt Kopf. Aber auch die Großelterngeneration habe früher über die Jugend geurteilt, "dass wir faul sind".

Pandemie und Arbeitskräftemangel haben Konflikt zugespitzt

Der heutige Konflikt habe sich zuletzt durch Coronapandemie und Arbeitskräfteknappheit zugespitzt. Aus seinem Alltag als AMS-Chef erzählt Kopf: "Die Arbeitgeber erklären mir verwundert: Früher haben wir ein tolles Auto angeboten, Laptop und Handy, und sie haben alles getan. Jetzt interessieren sich die Jungen schon beim Bewerbungsgespräch für Sabbatical, CSR-Konzepte und Papamonat." Arbeitsmarktpolitisch und sozial sei das interessant, "und das sind ja auch unsere Kinder, die wir so erzogen haben. Sie haben Burn-outs gesehen, Ehen der Eltern, die auseinandergehen, und Väter, die nie zu Hause waren. Und sie haben die Pandemie erlebt." Kopf hat einen Lösungsvorschlag: "Wenn ich als Arbeitgeber der Meinung bin, die Jungen wollen nicht arbeiten, dann habe ich selbst keine Handlungsfähigkeit. Aber wenn ich erkenne, die leben anders, dann habe ich Möglichkeiten."

"Freue mich, wenn zum Lied auch getanzt wird"

Kopf selbst holte sich für die Umsetzung seines Songs Unterstützung bei der Jugend. Produziert haben die beiden 23-jährigen Wiener Benedikt Meschik und Max McManus von Sonus. Der 50-Jährige betont: "Ich mache mich auch nicht lächerlich und singe selbst." Das übernehmen Martin Sobotka (Wiener Wahnsinn), Benny König (King & Potter) und Sarah Kaltenbrunner. Das Sujet für das Songcover hat Grafikdesignerin Jasmin Stahl am Wiener Donaukanal gesprayt.

Was sich Kopf von seinem musikalischen Erstling erwartet? "Dass es nicht nur Aufmerksamkeit gibt, weil der AMS-Chef einen Song gemacht hat." Es würde ihn freuen, wenn das Lied auch gespielt und danach getanzt werde - "auch von Leuten, die mich nicht kennen".

Youtube: https://youtu.be/D6Oro_bDz-k?si=GrtnBmZa3xGTtbIl

Spotify: https://open.spotify.com/intl-de/track/3f5YP2jITBBQ1183g0RAns?si=ea2c1194d5fb4f59

I-Tunes: https://music.apple.com/at/album/mehr-vom-leben/1741093118?i=1741093119 #iTunes

Tidal: https://tidal.com/browse/album/357984738

Amazon Music: https://music.amazon.de/albums/B0D1MGTRGH?marketplaceId=A1PA6795UKMFR9&musicTerritory=DE&ref=dm_sh_loKckUXwyU0QBOH2P6DBGmRKd&trackAsin=B0D1ML7124

"Mehr vom Leben" - der Songtext

Was die jungen Leute heute verlangen, grenzt an Leistungsverweigerung

Junge Leute, Junge Leute!
Anzupacken gilt es heute
Leistungswille heißt die Tugend
Die ich suche bei der Jugend
Einsatz ist, was uns besticht
Überstunden zähl'n wir nicht
Sonntags sitzt ihr dann im Flieger.

Business, Business, immer wieder!

Performer zahl'n nur Alimente
Gold allein war euer Dope
Wir glauben nicht an Altersrente
Gebt uns Fun, gebt uns Hope
Elternteilzeit und viel Sinn
Sabbatical versüßt den Gin
Welt zerstören? Sind dagegen
Wollen einfach besser leben

REFRAIN:
Wir feiern bis ins Morgenlicht
Die Zukunft braucht jetzt neue Sicht.
Wir feiern bis ins Morgenlicht

Wer schafft die Arbeit?
Wer schafft die Arbeit?

Tanzen wir die Welt ins Reine
Gute Arbeit oder keine!

Vergiss die Villa!
Klimakiller!
Entwicklungshelfer!
Kein 911er!
Grüne Arbeit! Und soziale!
Das sind unsre Ideale!
Wollt ihr haben unsere Skills
30 Stunden, Burn-out kills
Klimaticket, Papamonat
und so weiter in der Tonart

REFRAIN:
Wir feiern bis ins Morgenlicht.
Die Zukunft braucht jetzt neue Sicht.
Wir feiern bis ins Morgenlicht

Wer schafft die Arbeit?
Wer schafft die Arbeit?

Tanzen wir die Welt ins Reine
Gute Arbeit oder keine!

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