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Wo sind die Sporthallen? Eine schlechte Nachricht für die sportliche Jugend

Es gibt zu wenig Sporthallen in Salzburg und die Vereine verhängen Aufnahmestopps. Die Folgen können längerfristig dramatisch sein. Wie konnte es so weit kommen?

Richard Oberndorfer

Diese Meldung machte betroffen: In der Stadt Salzburg mussten junge Bewegungshungrige in einigen Vereinen abgewiesen werden. Es gab einen Aufnahmestopp, weil die entsprechenden Plätze in den Sporthallen fehlen würden. Eine schlechte Nachricht für die sportliche Jugend im Land.

Was für ein Signal! Seit Jahren wird gepredigt, dass immer weniger Kinder und Jugendliche sich bewegen und Sport betreiben und damit die Folgen und die Belastung für das Gesundheitssystem dramatisch werden könnten. Studien zeigen, dass 27 Prozent der Kinder zwischen sieben und zwölf Jahren übergewichtig oder adipös sind. Und dann gibt es viele junge Menschen, die Sport betreiben wollen, weil wir ihnen sagen, dass Sport gesund ist - und sie dürfen es nicht, weil die entsprechende Infrastruktur fehlt.

Verantwortliche von Vereinen berichten, dass gerade nach einer Handball-EM oder Olympia das Interesse für den Vereinssport steigen würde. Am Beispiel des Bundesliga-Volleyballclubs PSV Salzburg wird die Dringlichkeit von neuem Nutzungsdenken in den Hallen deutlich: Es gibt 25 Nachwuchsteams, aber es fehlt an Platz in den Hallen und an ausgebildeten Trainern, die die Mehrzahl an Bewegungswilligen ja betreuen müssten. Deshalb der Aufnahmestopp. Nach einem SN-Bericht könnte sogar der Tennissport in Salzburg zum Halbjahressport werden, weil auch hier Hallen Mangelware sind.

Wie konnte es so weit kommen? Die Sportinfrastruktur in und außerhalb des Vereinssports wird in Österreich gerne vernachlässigt. Nicht umsonst forderte die Bundessportorganisation Sport Austria diese Woche eine Sportstättenmilliarde für die nächsten fünf Jahre. Angebote von Gönnern wie vor zehn Jahren von Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz - Stichwort Mitfinanzierung Eishalle - blieben ungenützt und sind rar geworden. Die Misere beginnt schon bei den Planungen: Seit Jahrzehnten wird gleich, möglichst billig und ohne Visionen gebaut, oft fehlt die Abstimmung in den Gemeinden. Dabei hat sich in dem Bereich der Sportinfrastruktur viel geändert - von Anpassung an gesellschaftliche Veränderungen, sprich Nutzungen, keine Spur. Andere Länder gehen andere Wege, verbinden den Sport mit Plätzen, wo sich viele Menschen treffen wie auf Dächern von Einkaufszentren und passen die Öffnungszeiten an die Bedürfnisse der Menschen an. In Salzburg jammern viele Vereine seit Jahren über eingeschränkte und zu kurze Öffnungszeiten in Sporthallen oder Bädern. Ein Projekt in der Stadt Salzburg könnte richtungsweisend sein: In zwei Schulhallen können Trainingszeiten nun rund um die Uhr Online gebucht werden. Es ist einen Versuch wert.

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