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Lampen aus Steinpapier

Papier falten - das klingt so banal. Doch Jonathan Wendt hat eine eigene Falttechnik entwickelt, die er für die Gestaltung von Lampen einsetzt.

Jonathan Wendt hat sich dem Falten verschrieben. Aus Steinpapier stellt er Lampen her, die durch ihre indirekte Beleuchtung Atmosphäre im Raum schaffen.
Jonathan Wendt hat sich dem Falten verschrieben. Aus Steinpapier stellt er Lampen her, die durch ihre indirekte Beleuchtung Atmosphäre im Raum schaffen.
Eine Lampe aus vier Metern Papier.
Eine Lampe aus vier Metern Papier.

Vor allem Kinder lieben den Umgang mit Papier. Sie bemalen es, basteln daraus kreative Dinge und lassen es in Form eines Fliegers durch die Luft gleiten. Auch Jonathan Wendt faltete als Kinder gern. Das Falten zog ihn so sehr in seinen Bann, dass er es bis heute ausübt, weil er gern etwas mit seinen Händen erschafft. Der 26-jährige Designer geht sogar so weit, dass er sagt: "Falten ist das, was ich bin."

"Ich bringe Papier in eine dreidimensionale Struktur."
Jonathan Wendt
Interieurdesigner

Wer Papierfalten hört, assoziiert das meist mit Origami. Doch Wendts Finger verwandeln ein Blatt Papier in nichts Konkretes - in keine Figur, in kein Tier, in keine Schachtel. "Ich bleibe abstrakt und bringe Papier in eine dreidimensionale Struktur", erklärt er. Das Ergebnis bezeichnet er als Vollflächenstruktur. Die einzelnen Handgriffe bis hin zum Endergebnis behält der Salzburger für sich. Das Resultat ist jedenfalls deutlich erkennbar geprägt von Rauten. Dass sich diese Struktur für Lampen besonders eignet, darauf brachten ihn Menschen, die seine Faltobjekte betrachteten und in ihnen Lampen sahen. Wendt griff diese Idee auf und spezialisierte sich auf Leuchtkörper.

Falten von Steinpapier mit einem einzigen Hilfsmittel

Für seine Lampen verwendet er Steinpapier - eine Mischung aus zu Pulver gemahlenem Kalkstein und Harz. Auf dieses Material brachte ihn eine Künstlerin, die ihm welches zum Ausprobieren mitgab. Wendt stellte fest, dass es das optimale Material für seine Objekte und den Innenraumbereich ist. Es ist lichtdurchlässig und verbreitet ein atmosphärisches Licht, es ist wasserfest und dazu schwer entzündbar. Dank seiner glatten Oberfläche haftet Staub nicht so leicht darauf. Partikel können so ohne Probleme abgesaugt oder abgewischt werden.

Für eine Lampe verarbeitet Wendt vier reinweiße Steinpapierbögen, die jeweils 100 Zentimeter lang und 70 Zentimeter breit sind. Die Falttechnik, mit der die Leuchtkörper hergestellt werden, hat Wendt selbst entwickelt. Seiner Aussage nach ist sie einmalig und kann auch von keiner Maschine nachgemacht werden. Für die Gleichmäßigkeit der Struktur muss Wendt bei jeder Falte sauber arbeiten. Einziges Hilfsmittel, das er verwendet, ist ein speziell gedrechseltes Falzbeil aus gleitendem Kunststoff. Damit kann er das Steinpapier schonend bearbeiten, ohne Material abzutragen.

Das Falten braucht natürlich seine Zeit. "Bei meiner Arbeit bin ich eins mit dem Material", sagt Wendt. Das Falten sei für ihn wie eine Therapie. "Dabei geht mir vieles durch den Kopf, zum Beispiel, wie ich mein Leben organisiere." Die vier Bögen klebt er schlussendlich zusammen und fügt sie zu einem Kreis. Durch das Falten ist das Papier stabil geworden. Den runden Faltkörper kann Wendt zum Beispiel umstülpen, ohne dass dieser kaputtgeht.

Plexiglas hält die Lampe in Form

Damit jedoch eine Lampe in Form bleibt, hat sich Wendt zwei Sachen einfallen lassen. Zum einen braucht er eine runde Plexiglasscheibe, die er selbst zuschneidet. "Ich klicke sie in die Innenarchitektur der Rautenstruktur", erklärt er. Die Größe der Scheibe definiert die Größe der Lampe. Die Scheibe formt die Lampe und erleichtert deren Montage. Außerdem sorgt sie für die Passivbeleuchtung, die durch die Lampe erzielt werden soll. Des Weiteren zieht Wendt einen Gummi durch die Falten, der diese zusammenhält und seinen Teil dazu beiträgt, dass die Lampe rund ist.

LEDs bringen die Papierlampe zum Leuchten

Für die Beleuchtung greift der 26-Jährige, der am Mozarteum technisches und textiles Werken studiert, zu LED-Birnen oder -Streifen. Seine Lampen gestaltet er meist so, dass nicht die Birne, sondern die beleuchtete Faltstruktur sichtbar ist. "Jede Falte zählt" ist sein Slogan. Kundinnen und Kunden berät Wendt hinsichtlich Lichtstärke, Lampengröße und Raumgestaltung. Durchmesser von 70 bis 100 Zentimeter sind Standard, Spezialanfertigungen sind aber ebenso möglich.

Seine Lampen bezeichnet Jonathan Wendt lieber als atmosphärische Leuchtkörper. Er vertreibt sie unter dem Label Wentona. Sie harmonieren mit unterschiedlichen Räumen. Sie passen in Wohn-, Ess- und Schlafzimmer, in den Flur und in die Bar. Als Designer freut er sich darüber, dass seine kunstvollen Werke im Alltag Verwendung finden und dort einen konkreten, praktischen Nutzen haben.

Allein bei den runden Leuchtkörpern will es Jonathan Wendt nicht belassen. Er arbeitet an der Erweiterung seiner Produktpalette, um in Zukunft weitere Kollektionen anbieten zu können. Geplant sind ovale Lampen für lange Esstische, kugelförmige Lampen für Wohnräume und ein Handtaschendesign, bei dem er Stoff mit Steinpapier kombiniert.