SN.AT / Kolumne / Purgertorium / Purgertorium

Politiker auf dem Transfermarkt

Alexander Purger

Kostenlose Preisfrage: Was ist der Unterschied zwischen Red Bull Salzburg und einer Partei? Ganz einfach: Wenn die Salzburger irgendwo schwächeln, zum Beispiel an der linken Angriffsspitze, kaufen sie sich ganz einfach einen besseren Flügelstürmer. Wenn sich eine Partei irgendwo schwach wähnt, etwa in Fragen der Budgetpolitik, kann sie nicht den deutschen Finanzminister Wolfgang Schäuble mit seinem sagenhaften Budgetüberschuss als Legionär verpflichten. Das ist der Unterschied.

Während es im Fußball einen ausgeprägten Transfermarkt gibt, steckt selbiger in der Politik noch in den Kinderschuhen. Aber auch hier entsteht seit Neuestem eine Kultur des Vereinswechsels. So begann der Tiroler Mittelsturmbänkler Robert Lugar seine atemberaubende Karriere bei der FPÖ, wechselte daraufhin zum BZÖ, wurde anschließend vom Team Stronach verpflichtet und ist jetzt wieder zu seinem Stammverein FPÖ zurückgekehrt.

Im Fußball nennt man solche wechselfreudigen Spieler "Weltenbummler". Der Unterschied ist aber, dass (so ist zumindest zu hoffen) in der Politik bei derartigen Vereinswechseln kein Geld fließt. Im Fußball hätte Lugar - ein politisches Talent von Neymar'schen Ausmaßen - 222 Millionen Euro gekostet. So war er ablösefrei zu haben.

Auch die "Liste Pilz" brauchte für die zahlreichen Ex-Grünen, die so rapid zu ihr wechselten, keine Ablösen zu bezahlen. Man weiß daher überhaupt nicht, wie sich die Parteien eigentlich finanzieren. Bandenwerbung wie in den Fußballstadien gibt es ja auch keine. (Und die Wahlplakate, die jetzt überall zu sehen sind, würden nur böse Menschen als Bandenwerbung bezeichnen.)

Der Verzicht auf das Ablöse- und Legionärswesen hat für die Parteien natürlich auch einen Vorteil: Sie müssen nicht ständig um ihre besten Spieler zittern. Während die herausragenden Köpfelköpfe und Schussbeine der Nation längst ins Ausland abgewandert sind (so weit Köpfe halt wandern können), sind alle unsere Politik-Stars noch da.

Nicht auszudenken, wenn millionenschwere ausländische Ligen plötzlich nach unseren größten politischen Leistungsträgern angelten: Christian Kern würde womöglich von den Chinesen abgeworben, Sebastian Kurz von den Deutschen und Heinz-Christian Strache von den Russen. Und Donald Trump - unberechenbar wie immer - würde vielleicht den Grünen ein Angebot für Ulrike Lunacek machen, das sie nicht ablehnen können. Eine Horrorvorstellung!

Denn was bliebe dann noch für die heimische Politik übrig? Das Gleiche, was für die österreichische Fußball-Bundesliga übrig bleibt.

Ein besonders attraktiver Arbeitgeber scheint übrigens Frankreich zu sein. Gäbe es ein internationales Transferwesen für Politiker, wäre die Grande Nation zweifellos der größte Magnet. Denn wie man seit François Hollandes Zeiten weiß, darf der französische Staatspräsident 10.000 Euro pro Monat für einen persönlichen Friseur ausgeben. Und wie uns nun sein Nachfolger Emmanuel Macron lehrt, steht dem Präsidenten auch ein persönlicher Schmink- und Visagisten-Dienst um 26.000 Euro pro Quartal zur Verfügung.

Nicht, dass Österreichs Politiker auch nur im Entferntesten eitel wären. Aber so ein Sonder-Handgeld für persönliche Restaurationsmaßnahmen könnte schon den einen oder anderen zu einem Wechsel in die französische Polit-Liga verleiten. Denn - und das muss man schon auch sagen - das Alter spielt in der Politik eine große Rolle: In der Altersklasse, in der sich der durchschnittliche Politiker bewegt, hätte er im Fußball nicht mehr den Funken einer Schangse. Selbst Sebastian Kurz (31) würde unter Kickern bereits als ausgefuchster Routinier gelten. Das ist der Unterschied.

KOMMENTARE (0)