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Der "Nipplegate"-Skandal beim Super Bowl ist verblasst

Warum der skandalöse Auftritt von Janet Jackson und Justin Timberlake zur Halbzeit des berühmtesten US-Sportereignisses auch sein Gutes hatte, nämlich die Gründung der Video-Sharingseite YouTube.

Kathrin Pilz

Darauf waren die 90 Millionen US-Fernsehzuseher nicht gefasst: Ein nackter Busen während der Liveübertragung des 38. US-Super-Bowl. Der Super Bowl - der größte sportliche US-Einzelevent - ist ein Fixtermin in amerikanischen Haushalten. Für viele ist weniger das Spiel selbst ein Highlight als die Showeinlage in der Halbzeit. Dann beweisen internationale Musikgrößen ihr Können. Kinder sitzen genauso vor dem TV-Gerät wie Großeltern.

Wohl nicht zuletzt aus diesem Grund ging eine regelrechte Schockwelle durch die USA, als im Jahr 2004 die US-Popstars Justin Timberlake und Janet Jackson ihr Duett im Houstoner Reliant Stadium nutzten, um Jacksons rechte Brust zu entblößen. Genau neun Sechzehntelsekunden war ihr Busen, geschmückt mit einem sonnenförmigen Nipplering, zu sehen. Kurz genug, um dies bei einem Augenzwinkern zu verpassen, aber offensichtlich lang genug, um den Zwischenfall als "Nipplegate" in die Geschichte eingehen zu lassen.

Jackson und Timberlake behaupteten beharrlich, dass es sich um eine "Wardrobe Malfunction" - also um ein fehlerhaftes Kostüm - gehandelt habe, als Timberlake Janet Jackson einen Teil des Kostüms aus Versehen herunterriss. Aber das glaubten selbstverständlich nicht einmal die Naivsten.

540.000 Beschwerden gingen bei der staatlichen TV-Aufsichtsbehörde FCC ein. Auch beim TV-Sender CBS liefen die Telefone heiß. Es gab massenhafte Anrufer, die sich über die unsittliche Entblößung beschwerten. Um einen endlosen Rechtsstreit zu vermeiden, zahlten CBS - und der MTV-Eigentümer Viacom - 3,5 Millionen Dollar Bußgeld.

Noch heute, eine Dekade später, macht das Ereignis Schlagzeilen. Auch wenn man jetzt den Eindruck hat, dass die Amerikaner die damalige Aufregung selbst nicht mehr ganz verstehen. Selbst FCC-Boss Michael Powell findet im Rückblick die Reaktionen übertrieben.

Zumindest was Social Media betrifft, sah die Welt vor zehn Jahren noch anders aus. Weder gab es Twitter noch Facebook noch YouTube. Dieses würde ohne Jacksons nackte Brust vielleicht bis heute nicht existieren, denn Janets Busenblitzer war die Inspiration für YouTube. Der damals 25-jährige Jawed Karim, ein "Whiz Kid" aus dem Silicon Valley, bemerkte, dass es nicht einfach war, diesen Clip mit den brisanten neun Sechzehntelsekunden online zu finden.

Der Softwareprogrammierer wollte die Suche nach dem Video und ähnlichen gefragten Clips für die Menschheit einfacher machen und hatte eine zündende Idee: Warum nicht eine Website kreieren, auf die Leute ihre Videos ganz einfach hochladen und mit Familie und Freunden teilen können? Ein Jahr später war YouTube, die größte Video-Sharing-Seite der Welt, geboren. Im Jahr 2006 kaufte Google YouTube für 1,65 Milliarden US Dollar.

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