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Erzählen wir der Welt von unserem Paradies

Ist es wirklich so schön, Weihnachten und Neujahr unter Palmen und der Sonne Kaliforniens zu verbringen?

Kathrin Pilz


"Es gibt einen einzigen Tag im Jahr, an dem
ich Österreich vermisse", meinte meine seit Jahrzehnten in Los Angeles lebende österreichische Freundin Lisa. "Und das ist der
24. Dezember." Gut, der ist vorüber. Aber zu Weihnachten packt viele "zugereiste" Los Angelenos in der Tat das Heimweh und man sehnt sich nach Schneeflocken und einem "White Christmas".

In der Regel ist jedoch spätestens Anfang des Jahres jegliche Sentimentalität wieder verflogen. Man kann sich wieder ziemlich sicher sein, dass uns kältere Regionen ums Palmenwetter beneiden, und es fällt uns schwer, nicht via Facebook oder Twitter in die Welt zu posaunen, wie wahnsinnig viel Glück wir hier mit dem ewig strahlend blauen Himmel haben . . .

Ende des 19. Jahrhunderts gab es noch kein Internet, aber das unbändige Gefühl, die Welt wissen zu lassen, dass bei uns im Winter Blumen blühen, muss schon da gewesen sein. "In New York stöhnen die Menschen unter den Schneemassen. Hier blüht alles, und die Orangen reifen heran. Lasst uns ein Festival ins Leben rufen, das der Welt von unserem Paradies erzählt." Diese Worte stammen aus dem Jahr 1890 und von Charles F. Holder, einem Mitglied eines Elite-Jagdclubs in Pasadena, Kalifornien.

Seither findet jedes Jahr im 13 Kilometer nordöstlich von Downtown L. A. gelegenen Pasadena die sogenannte Rose-Parade statt. Rund eine Million Besucher finden sich jeden 1. Jänner zum USA-weit größten Neujahrsfest ein, um die Parade live mitverfolgen zu können. In der Tat sind die sogenannten Floats - riesige Blumenkunstwerke auf Rädern - schwer beeindruckend. Im Schnitt werden 250.000 Blumen für eine einzige Float geopfert und jeder freie Quadratzentimeter muss mit "natürlichem" Material, wie Kernen, Früchten, Blättern, Gemüse, Samen etc., bedeckt sein. Kunststoff ist strengstens verboten. In der Regel braucht es 60 freiwillige Helfer, die zehn Tage lang täglich zehn Stunden beschäftigt sind, um eine einzige Float zu verzieren.

Die Floats werden von großen Firmen gesponsert und müssen sich inhaltlich dem jeweiligen Jahresthema anpassen. Längst sind die Mega-Kunstobjekte nicht mehr mit ihren ursprünglichen Vorbildern - verzierte Pferdekutschen - zu vergleichen. Die unendlichen Möglichkeiten der Computeranimation haben das Erscheinungsbild der bunten Blumengebilde auf Rädern allerdings nachhaltig verändert. So gab es in den letzten Jahren unter anderem einen durch den Dschungel stampfenden King Kong oder einen gitarrespielenden Dinosaurier. Die Herstellung einer Blumen-Float kostet mittlerweile im Schnitt 225.000 US-Dollar. Viel Geld für etwas, das nach nur wenigen Tagen verblüht . . .

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