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Ideen keinesfalls wegschnappen lassen

Kathrin Pilz

"Hollywood hat meine Idee gestohlen." Meist junge und noch unerfahrene Autoren behaupten solches mit Leidenschaft. Ich sage deswegen nicht, dass es die Unwahrheit ist. Hollywood klaut gern frische Stoffe, oft und wo es irgendwie geht.

Die Idee zu einer Story hat an sich keinen rechtmäßigen "Besitzer". Um wirkliche Chancen zu haben, seine "intellectual property" zu sichern, sollte der Grundgedanke schon in einen Roman, ein Drehbuch oder zumindest ein ausführliches Treatment umgesetzt worden sein. Den Stoff kann man dann über die Website der Writers Guild gegen einen kleinen Betrag registrieren lassen. Aber all dies bietet in Wirklichkeit nur wenig Schutz.

Eine Bekannte rief mich kürzlich verzweifelt an. Jahrelang hatte sie an einem Drehbuch gearbeitet. Nun war ein Film in die Kinos gekommen, in dem sie ihre originellen Ideen wiedererkennt. Sie hatte ihren Entwurf an die Produzenten "gepitcht". Ich konnte ihre ohnmächtige Wut gut nachvollziehen. Auch mir ist es passiert, dass ich Drehbücher an Produzenten und Studios weitergegeben hatte, ohne mich genügend abzusichern. Später glaubte ich zumindest Grundelemente meiner Storys in neuen Shows wiederzuerkennen. Aber mir wurde bald klar, dass sich zu beschweren, dass einem Ideen gestohlen wurden, ein Anfängersyndrom ist.

Ernst zu nehmende Drehbuchautoren haben nicht nur gute Einfälle, sie haben auch das Durchhaltevermögen, sie zu realisieren. Konzepte liegen in der Luft. Wer sich durchsetzen will, muss auch schnell genug sein, sich die Idee nicht wegschnappen zu lassen.

Ein Exposé ist nur so viel wert wie dessen Umsetzung. Es gibt brillante Ideen, die in grottenschlechten Drehbüchern begraben liegen. Und es gibt mittelmäßige Einfälle, die aber so brillant umgesetzt wurden, dass sie immer noch gute Unterhaltung bieten. Den Inhalt der TV-Serie "Breaking Bad" kann man kurz zusammenfassen: Nach einer Krebsdiagnose bleibt dem Chemielehrer Walter White nur mehr ein Jahr zu leben. White beschließt, die illegale Droge Crystal Meth herzustellen und mit deren Verkauf die finanzielle Zukunft seiner Familie zu sichern.

Die Serie hätte auf die unterschiedlichste Weise in den Sand gesetzt werden können. Was die Show wirklich zu ihrem Megaerfolg machte, waren die gut strukturierten Erzählbögen, die sich über mehrere Staffeln zogen, die vielschichtigen Charaktere, die sich weiterentwickelten, die subtilen visuellen Gags, der brillante schwarze Humor, schlagfertige Dialoge, ein hervorragender Soundtrack sowie hochtalentierte Schauspieler. Für eine perfekte TV-Serie oder den genialen Kinofilm muss alles stimmen. Ohne das kongeniale Team ist eine Idee kaum etwas wert.

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