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Relikte einer Plantagenmentalität in L. A.

Kathrin Pilz


Unsere sechsjährige Tochter Una kam neulich von der Volksschule nach Hause und erklärte, dass sie Martin Luther King wirklich dankbar sei. Denn, so Unas Begründung, ohne Mister King dürfe sie jetzt nicht ihre tolle Schule besuchen. Zum Unterschied zu ihrem Bruder, der sehr helle Haut hat, hat Una eher einen olivfarbenen Teint. Auf Bildern, auf denen sie sich und ihre schwarze deutsch-amerikanische Freundin Tania zeichnet, malt sie sowohl Tanias Gesicht als auch ihr eigenes dunkelbraun. Vielleicht wächst tatsächlich eine "farbenblinde" Generation heran.

Los Angeles wird von Jahr zu Jahr multikultureller. Schon seit Jahrzehnten sind die Weißen hier nicht mehr in der Mehrheit. Latinos machen mittlerweile 48 Prozent der Bevölkerung aus, jeder siebte Angelino ist asiatischer Abstammung und neun Prozent sind schwarz. Das postrassistische Amerika ist aber leider - trotz Präsident Obama - immer noch ein Mythos. Besonders manche Mitglieder der älteren Generation zeigen sich nach wie vor wenig aufgeklärt: Ultrarassistische Äußerungen von gleich zwei Prominenten gelangten vor wenigen Wochen an die Öffentlichkeit.

Zuerst warf der 67-jährige Nevada-Rancher Cliven Bundy im TV mit dem Wort "Negro" um sich. Der Cowboy, den die Konservativen zum Patrioten und Robin Hood hochzustilisieren versuchten, weil er seine Rinder auf Bundeswiesen weiden ließ, ohne dafür Gebühr zu bezahlen, und damit dem "kontrollsüchtigen" Washington eins auswischte, machte sich auch bei den Republikanern unbeliebt. Die "Neger", sagte Bundy, kämen mit ihrer Freiheit nicht zurecht und lungerten nur herum. Schwarze hätten es besser, wenn sie noch Sklaven wären. Immerhin wäre die Familie dann zusammen, der Vater hätte etwas zu arbeiten.

Fast zeitgleich wurden Tonbandaufnahmen veröffentlicht, die dokumentieren, wie Donald Sterling, milliardenschwerer Besitzer des Basketballteams Clippers in Los Angeles, seiner Freundin verbietet, sich in Begleitung eines Farbigen in der Öffentlichkeit zu zeigen bzw. ein Basketballspiel zu besuchen. Als diese zu bedenken gibt, dass die Clippers zum Großteil schwarze Spieler haben, verrät der 80-Jährige endgültig seine Plantagenmentalität: Er unterstütze die schwarzen Spieler ja, immerhin versorge er sie mit Kleidung, Wohnungen und Essen.

Doch dieser Tage kommt man in den USA mit solchen Äußerungen nicht mehr so leicht davon. Besonders für Sterling gab es Konsequenzen. Die NBA verhängte eine lebenslange Sperre und verurteilte ihn zu der Höchststrafe von 2,5 Millionen Dollar. Außerdem wurde er dazu gezwungen, sein Basketballteam zu verkaufen.

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