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Wie man in Los Angeles aus Gras legal Geld machen kann

Eine Art archaischer Tauschhandel überrascht gerade in L. A. Denn dort kann man nicht nur Waffen anonym an die Polizei verkaufen, sondern mit Rasenflächen eine Menge Geld verdienen.

Kathrin Pilz

Anstelle harter Gesetze will die Stadt Los Angeles ihre Bürger mithilfe von "Belohnungen" dazu bewegen, das "Richtige" zu tun. Für eine "Knarre" zum Beispiel, welche man freiwillig der Polizei aushändigt, bekommt man bei der jährlichen "Gun buy back"-Aktion, einen Warengutschein im Wert von 200 US-Dollar. Gangster oder nicht, jeder kann seine Waffe gegen Belohnung abgeben. Und zwar anonym - ohne nach einem Waffenschein gefragt zu werden. Seit 2009 wurden auf diese Weise in L. A. mehr als 10.000 Guns eingesammelt und eingestampft.

Wer keine Pistolen mehr übrig hat oder nie welche besaß, kann jetzt bei einer neuen Tauschaktion zu Geld kommen und gleichzeitig etwas für das Allgemeinwohl der Stadt tun. "Cash für Gras" klingt nach einer Drogen-"buy back"-Aktion, hat aber nichts mit den Kiffgewohnheiten der Los Angelinos zu tun. Die Aktion soll die Einwohner von Los Angeles dazu motivieren, dass sie sich von ihren wasserfressenden grünen Vorgärten trennen.

Denn im "Golden State" herrscht eine Jahrhundertdürre, und das Wasser wird alarmierend knapp. 2013 war in Kalifornien das trockenste Jahr seit Aufzeichnungsbeginn im Jahr 1895. Gouverneur Jerry Brown rief letzte Woche den Dürre-Notstand aus.

40 Prozent des Wasserverbrauchs in Los Angeles fließen in die Außenbewässerung. Ohne Sprinkler wächst in diesem Wüstenklima kein einziger Grashalm. Allerdings gibt es eine Reihe anderer Pflanzen, die trotzdem hervorragend gedeihen. Das Department for Water and Power versucht nun, die Bewohner von der Schönheit der Kakteen, Sukkulenten und Yuccas zu überzeugen.

Für jeden Quadratfuß Rasenfläche, die der Besitzer aufzugeben bereit ist, zahlt die Stadt zwei Dollar. Das heißt, für umgerechnet etwa 50 Quadratmeter Rasen, die man in einen Wüstengarten umwandelt, gibt es 1000 Dollar Bares.

Da die Kosten für Wasser gleichzeitig um elf Prozent gestiegen sind, ist die Motivation der Gartenbesitzer, Sprinkler einzusparen, noch größer.

Die Aktion wurde im Jahr 2009 begonnen, als Kalifornien ebenfalls unter akutem Wassermangel litt. Hunderte Gartenbesitzer trennten sich seither von ihren Grünflachen und Los Angeles ist um 1,55 Millionen Quadratfuß Rasen ärmer.

Was ein bisschen traurig klingt - wer assoziiert nicht grünes Gras mit gesunder Umwelt? -, ist in Wirklichkeit ein Segen für die Stadt. Gras ist nicht in Los Angeles beheimatet und braucht, um zu gedeihen, - im Gegensatz zu heimischen Zitruspflanzen oder Kakteen - nicht nur viel Wasser, sondern auch eine Unmenge an toxischen Düngemitteln und Pestiziden.

Viele dieser giftigen Chemikalien geraten letztendlich ins Grundwasser. Und verseuchtes Wasser kann sich Los Angeles am allerwenigsten leisten.

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