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Wie Mörder sich im Internet tarnen

Vorsicht ist angebracht, wenn im Web Schnäppchen angeboten werden.

Kathrin Pilz

Die Internetseite Craigslist war in den vergangenen Jahren aus meinem Leben nicht wegzudenken. Von Babysittern über Putzfrauen bis zu einem Gebrauchtwagen war auf dem erfolgreichen Medium für Kleinanzeigen alles zu finden. Über Craigslist habe ich Kindersitze, TV-Geräte und Möbel verkauft. Vielleicht war ich naiv, als ich zustimmte, ein Gitterbett in die Wohnung einer mir völlig Unbekannten zu liefern. Vielen Craigslist-Benutzern wird dieses Vertrauen in Wildfremde zum Verhängnis.

Den Namen "Craigslist Killer" handelte sich erstmals der 20-jährige Michael Anderson ein. Er gab sich auf Craigslist als junge Mutter aus und engagierte die 24-jährige Katherine als Babysitter. Als Katherine an Andersons Tür klingelte wurde sie von ihm einfach erschossen.

Das war im Jahr 2007. Mittlerweile ist Craigslist längst als "Crimelist" verschrien. Googelt man die Suchbegriffe "Craigslist" und "Murder", gibt es so viele Einträge, dass man sie gar nicht mehr zählen kann. Raubmörder, Serienkiller oder Psychopath, alles ist vertreten. Laut einer Studie von Oodle war Craigslist allein im Jahr 2010 indirekt für zwölf Morde verantwortlich.

Da gab es zum Beispiel den Fall der hochschwangeren Heather Snively, die über Craigslist nach Babysachen für ihr Ungeborenes suchte. So lernte sie Korena Roberts kennen, die zwar nicht schwanger war, dies aber gegenüber der Außenwelt behauptete. Roberts lockte Snively zu sich nach Hause und schnitt ihr brutal das Ungeborene aus dem Unterleib. Dann stopfte sie die tote Snively in den Belüftungsschacht. Roberts' Partner fand seine Freundin mit dem leblosen Baby in der Badewanne. Erst im Spital kam heraus, dass Roberts gar kein Kind zur Welt gebracht hatte.

Der 19-jährige Collegestudent Aung Thu Bo wollte ein iPhone kaufen. Er beachtete dabei sogar die von Craigslist empfohlenen Sicherheitsregeln, ließ sich von seiner Freundin begleiten und verabredete sich mit dem "Verkäufer" an einem öffentlichen Platz. Doch der konnte die beiden zu seinem Haus locken, wo er Bo ausraubte und kaltblütig erschoss.

James Sanders bot auf Craigslist einen Diamantring um 1050 Dollar an. Als er der potenziellen Käuferin um 21 Uhr die Tür öffnete, wurde er von ihren männlichen Begleitern vor den Augen seiner Frau und zweier Kinder ermordet.

Scott Davis wollte sich den Traum vom Cowboy-Dasein erfüllen und antwortete auf eine Craigslist-Annonce, in einer Rinderfarm auszuhelfen. Die Farm existierte nicht. Stattdessen wurde er von James Beasley und seinem 16-jährigen Helfer in den Wald gelockt und angeschossen. Schwer blutend entfloh er. Seine Vorgänger hatten weniger Glück. Man fand drei Leichen verscharrt im Wald. Vergangene Woche hatte ein Student aus L.A. seinen Audi A6 über Craigslist zum Verkauf angeboten. Anstelle des Geldes hatte der interessierte Käufer ein Messer mitgebracht, mit dem er den Studenten erstach.

Craigslist-Verbrecher werden wegen der hinterlassenen "cyber fingerprints" leicht erwischt. Das hält aber auch intelligente Killer nicht davon ab, via Craigslist zu morden. Der Medizinstudent Philip Markoff, der summa cum laude am College graduiert hatte, ermordete die 26-jährige Julisa Brissman, nachdem er sie über Craigslist als Masseuse engagiert hatte. Die Geschichte wurde unter dem Titel "The Craigslist Killer" verfilmt.



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