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Wie sich Hollywood neuerdings religiösen Themen widmet

Die US-Amerikaner wenden sich von Religionen ab, stürmen aber jene Kinos, die Filme mit religiösen Themen spielen.

Kathrin Pilz

Während Kalifornien als Mekka für die New-Age-Bewegung und Spiritualität gilt, wird Tinseltown oft als gottloser Sündenpfuhl verschrien. Dieser Tage aber hat man den Eindruck, Hollywood sei dabei, zu Gott zu finden. Jahrelang vermied die amerikanische Filmindustrie religiöse Themen. Nun beschäftigt sich gleich eine Reihe aktueller Kinofilme mit Spiritualität und Religion - und das mit Erfolg. Der Film "Heaven is for real" mit Greg Kinnear zum Beispiel basiert auf der wahren Geschichte eines Vierjährigen, der von seinen Nahtoderlebnissen berichtet, und spielte Höchstsummen ein. Das Bibelepos "Noah" mit Russell Crowe in der Hauptrolle wurde ebenfalls zu einem Box-office-Erfolg.

Der wirkliche Überraschungs-Hit aber war der kleine unabhängig produzierte Film "God's Not Dead" über einen Studenten, der seinen atheistischen Professor vom christlichen Glauben zu überzeugen versucht.

Zum Unterschied von den zuvor genannten Big-Budget-Produktionen, die auf über 3000 Leinwänden gleichzeitig zu sehen sind, war "God's Not Dead" von einer kleinen Firma vertrieben worden und kam nur in 780 Kinos. Trotzdem brachte der Film 8,6 Millionen Dollar ein - was bedeutet, dass etwa 11.000 Besucher pro Kino den Film gesehen hatten. Vergleichsweise saßen nur jeweils 5000 Zuschauer vor den Leinwänden, über die der neue Film "Die Muppets 2" flimmerte.

Schließlich gibt es noch "Son of God" - über das Leben des Jesus von Nazareth. Der Streifen kam vor wenigen Wochen in die Kinos und brachte trotz vernichtender Kritiken die Kinokassen zum Klingeln. Interessanterweise verbuchen diese Filme ihre großen Erfolge in einer Zeit, in der laut Umfragen mehr Amerikaner sich mehr als je zuvor von Religionen abwenden.

Laut dem katholischen Weltbericht waren in den USA 1965 noch über 50 Prozent der Bevölkerung aktive Methodisten, Baptisten - oder evangelischen, episkopalen oder ähnlichen Religionsgemeinschaften angehörig. Heute ist diese Zahl auf unter zehn Prozent gesunken.

Die sogenannten Millennials - jene Generation, die zwischen 1981 und 1994 geboren wurde - empfinden Religion zunehmend als intolerant, sexistisch und homophob und wenden sich davon ab.

Das heißt aber nicht, dass sich die neue Generation nicht nach einem sonntäglichen Ritual sehnt. Eine "religionsfreie" Kirche, die von zwei Comedy-Schauspielern in London vor 19 Monaten gegründet worden ist und nun auch einen Ableger in L. A. hat, erfreut sich größten Zulaufs. Die sogenannte Sunday Assembly ist dem Modell einer Sonntagsmesse nachgebaut. Anstelle religiöser Lieder werden allerdings Popsongs gesungen. Statt einer Predigt wird ein Vortrag gehalten.

Die Sunday Assembly ist nach nur 19 Monaten die weltgrößte atheistische Kirche. Es gibt keine Doktrin, keinen Gott, man ist offen für jeden. Sie kostet kein Geld, ermutigt, Gutes zu tun, ist unabhängig und höchst erfolgreich.

Es ist nur eine Frage der Zeit, bis Hollywood die Geschichte des "atheistischen Networks" erfolgreich auf der Leinwand erzählt.

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