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Toni Polster: Ein Torgarant und Stehaufmanderl feiert den 60er

Toni Polster war Rekordtorschütze und Kultfigur in Österreich und Deutschland. Seine Pointen sind legendär. Rückschläge - kein Problem. Feiern will der Jubilar eher ruhig.

Richard Oberndorfer

Das Zittern muss ein Ende haben - jetzt wird am Sonntag zum 60. Geburtstag gefeiert. Dabei waren die letzten Monate gesundheitlich nicht gerade verheißungsvoll: Ein plötzlicher Magendurchbruch im Dezember prägte die Schlagzeilen, die Rehabilitation nach einer Hüftoperation ist noch im Gange. Polster ist einer, der polarisiert, aber er lässt niemanden kalt. Deswegen zitterten viele beim lebensbedrohlichen Magendurchbruch mit. Aber alles ging gut aus, jetzt ist der Blick nach vorne ins nächste Jahrzehnt gerichtet. Ein Stehaufmanderl eben. Wie auch in seinem Sport.

Legendär sind seine drei Tore beim 3:0-Erfolg von Österreich gegen die DDR im November 1989 in der WM-Qualifikation. Vorausgegangen war ein Pfeifkonzert der Fans, er war zum Feindbild einer ganzen Nation geworden. Dann zeigte er es allen und verließ das Praterstadion in Wien, ohne für Interviews zur Verfügung zu stehen. Der Schmähbruder kann auch anders. Er lässt es nicht nur "polstern". Jahre danach wurde er zum zweiten Mal zum beliebtesten Fußballer Österreichs gewählt und 1997 Sportler des Jahres in einem Land, das seine Helden gern streichelt, aber auch prügelt.

Der zweifache Familienvater Polster ist unumstritten und auch streitbar. Unumstritten sind seine Erfolge und Rekorde, unter anderem sein Lauf in gleich drei internationalen Ligen: Von Österreich ging es über Italien nach Deutschland, dort erzielte er bei Köln und Gladbach in 188 Partien gleich 94 Tore, in Spanien, vor allem in Sevilla, ist er noch heute eine Legende. Seine Klub-Karriere ging übrigens in Salzburg bei der Austria im Jahr 2000 zu Ende. Als einer seiner größten Erfolge gilt der Gewinn des Goldenen Schuhs als Europas bester Torschütze 1987. Alle Glanztaten passen nicht in eine Kolumne.

Streitbar zeigt er sich mit seinen 44 Toren im Teamdress: Drei Tore seien ihm bei Testspielen nicht zugerechnet worden, aus seiner Sicht ein Vergehen, das noch juristisch ausgestritten wird. Eine ORF-Dokumentation, die sich Polster diese Woche "gemütlich auf der Couch im kleinen Kreis" gegönnt hat, zeigt vieviele Facetten, eines Fußballers, der sich auch als Unterhalter in seiner Branche sah. Enge Freunden sagen, dass er auf die Menschen zugeht und sie auch fordert. Ein Polster teilt aus, kann aber auch einstecken. Und so ist einer, der ihn parodieren kann wie kein Zweiter, von Toni und Frau Birgit zum Start des Feierreigens am heutigen Samstag im engsten Kreis geladen: Österreichs Starkabarettist Alex Kristan ist mittlerweile zum Freund geworden. Bei der Feier freut sich Polster auf eine Gesangseinlage - nicht nur Fans erinnern sich an seine Zeit in Köln, als er als Aushängeschild mit den "fabulösen Thekenschlampen" sogar die deutsche Hitparade stürmte.

Doch einmal war der Trainer des Drittligisten SC Wiener Viktoria "schmähstad": Bei einem überraschenden Auftritt in einer großen deutschen TV-Show, an der die Salzburger Nachrichten auch eine Rolle spielten, regierte meist Stille und nicht sprachliche Wuchteln. Details zu dieser Sendung am 30. März werden nicht verraten. Alles Gute zum Geburtstag!

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