Einen Ehrentag, an dem besonders die Mütter in den Fokus gerückt und deren Leistungen reflektiert würden, finde er "sehr wichtig", sagt Schauspieler, Sänger und Produzent Lukas Perman, den man in Salzburg als Baron Trapp aus dem Musical "The Sound of Music" kennt.
Pro und Kontra: Ist der Muttertag noch zeitgemäß?
Vor 99 Jahren wurde der Muttertag in Österreich erstmals gefeiert. Heute stößt er nicht mehr überall auf Zustimmung.
Perman und seine Frau, Musicalstar Marjan Shaki, haben neun Monate alte Zwillinge und zwei Kinder im Alter von acht und vier Jahren. "Ich weiß, was meine Frau leistet", sagt Lukas Perman. Der Muttertag sei aber nicht dazu da, nur Blumen und Pralinen zu kaufen. Vielmehr sollte man nachdenken, was alles von Müttern erledigt und vielfach als selbstverständlich betrachtet werde.
"Ich finde, der Muttertag gehört gelebt, obwohl man sich nicht nur an dem Tag Zeit für seine Mutter nehmen sollte", sagt Landesbäuerin Claudia Entleitner. Aber es sei schön, wenn sich Kinder und Enkelkinder, die sich mit Bastelarbeiten vorbereitet hätten, zum Muttertag meldeten.
"Der Muttertag ist relevant, um auf Ungleichheiten hinzuweisen"
Alexandra Schmidt kann dem Frauentag auch aus gesellschaftlicher Sicht viel abgewinnen. Er sei eine gute Gelegenheit, darauf hinzuweisen, in welcher Lage Mütter bei uns seien, sagt die Frauenbeauftragte der Stadt Salzburg. Nach wie vor werde der überwiegende Teil der unbezahlten Arbeit bei der Kinderbetreuung und -erziehung von Müttern erledigt. Egal welche Statistik man anschaue - von der unfreiwilligen Teilzeitarbeit wegen fehlender Kinderbetreuung bis zu Karriereknicken wegen Karenzpausen: Es herrsche nach wie vor eine extreme Schieflage. Wer die Meinung vertrete, Kinder seien reine Privatsache, der irre, denn die Kinder von heute seien es, die die künftigen Pensionen zahlen würden. Und: Kinderlose Paare hätten weit mehr Möglichkeiten, Vermögen anzuschaffen, als das Paaren mit Kindern möglich sei. Allein schon um auf diese Ungleichheiten hinzuweisen, sei der Muttertag relevant.
"Nicht erwarten, dass Mutterschaft alleine glücklich macht"
"Ich bin für den Muttertag, wenn er nicht missbraucht wird, um Mütter an einem Tag im Jahr mit Parfum oder anderen kommerziellen Dingen abzuspeisen", sagt Aline Halhuber-Ahlmann. Zumindest ein Mal im Jahr sollte man über die Rolle von Müttern systematisch nachdenken, meint die Geschäftsführerin des Frauengesundheitszentrums Salzburg. Dass das am Muttertag passiert, glaubt sie zwar nicht, aber sie stelle diese Forderung. Unbezahlte Carearbeit in der Gesellschaft werde von Müttern "selbstverständlich aus Liebe und ohne Gegenleistung erwartet". Wenn Frauen nicht allein die ganze Verantwortung tragen müssten und wenn nicht erwartet werde, dass Mutterschaft allein glücklich mache, könne Mutterschaft jedenfalls sehr beglückend sein. Die Gesellschaft müsse aber akzeptieren, dass Frauen noch mehr wollten. "Wir wollen die Hälfte der Arbeit im Haus, aber auch die Hälfte der bezahlten Arbeit außer Haus", sagt Aline Halhuber-Ahlmann. "Es gibt ja auch noch eine Vaterschaft, nur ist die meistens nicht so einschränkend wie die Mutterschaft." Im Hinblick auf den Muttertag plädiert sie im Fall älterer oder erwachsener Kinder dafür, die Mütter zu fragen, was sie sich zum Muttertag wünschen. "Und sich zu fragen, was möchte ich eigentlich meiner Mutter Gutes tun? Das könnte ja statt des Restaurantbesuchs auch Mithilfe bei der Gartenarbeit bedeuten. Das könnte ein schöner Anfang sein für ein neues Jahr, in dem Kinder und Mütter mehr davon haben."
Der Begriff des Muttertags mag aus der Zeit gefallen wirken, sagt Thorsten Fischer, Vorstand der Uniklinik Frauenheilkunde und Geburtshilfe, aber: "Was wäre die Alternative? Kein Muttertag? Das würde der Sache nicht gerecht werden", meint er. "Würden Männer Kinder bekommen, müssten wir Angst vor dem Aussterben haben - provokant formuliert", sagt er. An der Uniklinik in Salzburg kommen jedes Jahr 2600 bis 2800 Babys auf die Welt, dazu 900 weitere in Hallein. Ein Symboltag helfe, ein Mal im Jahr auf Frauen und Mütter zu fokussieren, auch wenn sie das ganze Jahr über geehrt werden sollten.
"Wir wollen nicht, dass der Muttertag zu Ausgrenzung und Tränen führt"
Mütter bzw. Eltern würden "ganz, ganz viel leisten" und dafür gebühre ihnen ohne Wenn und Aber hohe Anerkennung, sagt Eva Goetz. Aber: Zum einen könne es nicht sein, dass man diese Arbeit nur an einem einzigen Tag, dem Muttertag, würdige, zum anderen sei man auch nicht bereit, den kommerziell geprägten Muttertag mitzutragen. Noch schwerer als das wiegen für Eva Goetz aber andere Argumente. Sie ist inhaltliche Geschäftsführerin von Koko und leitet damit Salzburgs größten Träger privater Kinderbetreuungseinrichtungen. Dort wird für den Muttertag weder extra gebastelt noch ein Gedicht auswendig gelernt. Auch manche öffentliche Kindergärten verzichten mittlerweile auf Muttertagsbasteleien. "Familienformen sind heute vielfältig", erklärt Eva Goetz. Und nicht überall stehe eine mit dem "Muttertag" in Verbindung gebrachte Mutter im Zentrum. Von Patchworkfamilien über Adoptiv- oder Pflegeeltern bis hin zu Regenbogenfamilien mit zwei Müttern oder zwei Vätern gebe es unterschiedlichste Formen neben der Vater-Mutter-Kind-Familie. Dazu komme, dass Beziehungen zwischen Kindern und deren Eltern auch konflikthaft sein könnten und manche Eltern etwa aufgrund psychischer Erkrankungen auf Hilfe angewiesen sind. In manchen Familien gebe es schlicht keine "Bilderbuchmutter". Stattdessen hätten Väter, Großmütter oder andere Bezugspersonen die den Müttern zugeschriebene Rolle übernommen. Gerade diese Kinder will man bei Koko nicht vor den Kopf stoßen, indem ein Mutterbild gefeiert werde, das sie selbst zu Hause nicht erlebten. "Manchmal ist die Mutter auch gestorben", sagt Eva Goetz. "Wir wollen nicht, dass der Muttertag zu Ausgrenzung führt und dass Tränen fließen", sagt sie. Deshalb ist der Muttertag in den Einrichtungen von Koko kein Thema. Manche Eltern würden sich genau deswegen für Koko entscheiden, andere müsse man erst sensibel darauf aufmerksam machen. Bei Koko setze man auf Offenheit, Toleranz und Vielfalt - "das ist bei uns grundsätzlich eine Haltung, auf Augenhöhe und zum Wohl des Kindes. Wir wollen pädagogisch immer ein Stück weit Vorreiter sein." Sie verstehe nicht, warum man den Tag des Kindes nicht viel mehr feiere als den Muttertag.
"Zeitgemäßer als der Muttertag wäre ein Elterntag"
Es sei wichtig, die Carearbeit anzuerkennen, und für viele sei der Muttertag ein schöner Grund, um als Familie zusammenzukommen, sagt Genderprofessorin Zoe Lefkofridi. "Aber mir ist das persönlich zu wenig. Man braucht viel mehr als einen Tag pro Jahr, um Elternschaft wertzuschätzen." Und: Die Wertschätzung, die sie für sich als Mutter beanspruche, fordere sie auch für ihren Partner ein. Zeitgemäßer wäre daher ein Elterntag. Sie sei nicht gegen den Muttertag per se, aber sie will dabei keinen Unterschied zwischen Müttern und Vätern machen. Genau das werde mit dem Muttertag und dem Vatertag aber getan. Und mit dieser genderspezifischen Trennung habe sie ein Problem, sagt Zoe Lefkofridi. Sie bekleidet die Professur für Politik & Geschlecht, Diversität & Gleichheit an der Abteilung Politikwissenschaft der Universität Salzburg. Väter sollten sich nicht nur zur Hälfte an der Erziehung und Betreuung der Kinder beteiligen. Studien würden zudem belegen, dass das "extrem gut" für die Entwicklung der Kinder sei. Aber tun die Väter das denn auch? "Nicht überall natürlich", meint Zoe Lefkofridi. "Aber die neue Generation schon, für sie ist das auch ein Bedürfnis, und wir haben Arbeitgeber und politische Maßnahmen, die das ermöglichen. Das ist für die Väter und für die Kinder gut. Und auch für die Mütter, weil sie nicht die ganze Verantwortung alleine tragen."
Zur Geschichte des Muttertags
1865
Der Vorläufer des Muttertags stammt aus den USA und geht auf die amerikanische Frauen- und Mütterbewegung zurück. Die "Mother's Day Proclamation" von Julia Ward Howe stammte aus 1870. Fünf Jahre davor hatte Ann Maria Reeves Jarvis einen "Mother's Friendship Day" und zwischen 1905 und 1907 dann den Muttertag gegründet - zum Gedenken an den Todestag ihrer eigenen Mutter. 1909 wurde er in 45 US-Staaten gefeiert, 1914 ernannte ihn der US-Kongress zum Staatsfeiertag.
1926
In Österreich hatte sich Frauenbewegungsgründerin Marianne Hainisch für die Einführung des Muttertags starkgemacht. 1924 wurde er erstmals gefeiert, zwei Jahre später offiziell eingeführt.
1938
Der von den Nationalsozialisten 1933 in Deutschland eingeführte "Gedenk- und Ehrentag der deutschen Mütter" - er wurde erstmals 1934 am dritten Maisonntag begangen - galt ab 1938 auch für Österreich. 1939 wurde am Muttertag erstmals das "Ehrenkreuz der Deutschen Mutter" verliehen - das man ab dem vierten Kind beantragen konnte.
Heute wird der Muttertag am zweiten Sonntag im Mai gefeiert.